🔬Erfahrungen mit dem Spiel

Das Spiel beim Beteiligungsverfahren

Das Spiel kam bisher bei allen drei Formaten der Bönnschen Viertel zum Einsatz als Aktion der Parents for Future Bonn.

Vollständige Runden mit wirklich zwei Teams konnten dabei nur selten gespielt werden. Die Besucher und Besucherinnen wollten sich nicht von Anfang an, an eine festgelgte Aufenthaltsdauer binden. Schließlich gab es sehr viele Stände und Aktionen zu sehen. Stattdessen kamen die Besucher:innen über die ersten Fragen, um was es sich denn hier handelt, in das Spiel hinein. Aus diesem Grund übernahm der Spielleiter dann häufig auch die Rolle eines Teams, um die Dynamik des Spiels in Gang zu halten.

Zeitversetztes Spiel mit mehreren Durchgängen

Dadurch, dass 3 Straßenzüge unabhängig voneinander umgestaltet werden konnten, ergab es sich, dass immer alt mit neu verglichen werden konnte. So wurde das Spiel dann eher zeitversetzt gespielt.

Häufig waren es Kinder, welche den radikalsten Ansatz der Umgestaltung angegangen sind und sich "ihren Raum" in der Straße im Spiel zurückerobert haben. In den vollständig autofreien Straßen war es dann auch häufig möglich, vollständig auf die Bürgersteige zu verzichten.

Es gab ebenso viele Erwachsene, die sehr ernsthaft und mit viel Detailinteresse "ihre" Straße gestaltet haben. Auch sie brachten großes Interesse in der Gestaltung einer lebenswerteren Straße mit. Jedoch wurde häufig versucht direkt innerhalb eines "realistischen Rahmens" eine Umgestaltung vorzunehmen.

Der so umgestaltete Straßenzug wurde so belassen. Nächste Besucher:innen des Standes konnten somit direkt mit der zweiten Runde des Spiels einsteigen und Verständnisfragen zu der umgestalteten Straße stellen bzw. Kritik üben. Manchmal führte dies dazu, dass daraufhin ein anderer Straßenzug umgestaltet wurde, welcher dann diese Kritik berücksichtigen sollte. Manchmal wurden auch nur weitere Elemente der Straße hinzugefügt.

Raum für Rückmeldungen

Bereits gleich bei der ersten Veranstaltung bei der das Spiel zum Einsatz kam, ergab sich jedoch ein ganz unerwarteter anderer Nutzen des Spiels: das Spielbrett bot genügend Raum um allerlei Rückmeldungen zu hinterlassen. Diese waren nicht unbedingt nur auf die konkreten Umsetzungen im Spiel bezogen, sondern auch häufig ganz allgemein bezogen auf die Situation in den Vierteln. Rund um das Spiel sammelten sich häufig Diskussionsgruppen von Bügern und Bürgerinnen, die mal miteinander diskutierten, mal etwas in den Straßen veränderten und die Spielleiter häufig dazu aufforderten etwas auf die Moderationskarten zu schreiben, die dann auf das Spielfeld gelegt wurden.

Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Spiels wurden daran erinnert, dass die Rückmeldungen zum Beteiligungsverfahren an den offiziellen Ständen der Stadt anzubringen wären.

Spiel der Bewertungsrunde

Die Bewertungsrunde konnte nur in wenigen Fällen gespielt werden, da das Spiel häufig eine ganz eigene Dynamik nahm, da die Spieler und Spielerinnen häufig in Gruppen unterwegs waren und dann unter ihnen eine Diskussion ausbrach. In diesen Fällen war es gut, wenn die Spielleiter einfach ein paar Ergebnisse dieser Diskussionen dokumentierten oder bei Fragen aushalfen.

Wenn die Bewertungsrunde gespielt wurde, zeigte sich häufig, dass trotz aller Umgestaltungen individuelle Bedürfnisse zurückgestellt worden waren. Die Bewertungsrunde war dann eine gute Strategie, um noch einmal die Meinung und Bedürfnisse einzelner zur Sprache zu bringen und ggf. in der Lösung zu berücksichtigen.

Framing und die Einschränkung des Lösungsraums

Es ist zu berücksichtigen, dass das Spiel in der Art und Weise wie es bei den Beteiligungsverfahren bisher zum Einsatz kam nicht zu vollständig objektivierbaren Diskussionen führte.

Bereits durch das Setting der Bönnschen Viertel war bei vielen der Eindruck: "Es geht hier doch nur darum, dass uns jetzt der Parkraum vor der Haustür genommen wird!" Das Thema der Treibhausgasreduktion als das übergeordnete Spielziel war an keiner Stelle transparent. Ebenso wurde das Spiel im öffentlichen Raum gespielt, so dass sich jeder "beobachtet" wusste.

Aus dieser Perspektive heraus wurde dem Spiel daher manchmal unterstellt, dass man doch gar nicht tun dürfe, was man wolle. In diesen Fällen kam es manchmal mehr zu lauteren Diskussionen als zu einem Spiel. Manchmal ließ sich auch im Spiel beobachten, dass die Spieler und die Spielerinnen, sich zu einer "Parodie" hinreißen ließen und die Straße zwar autofrei gestalteten, aber ohne wirklich Bedürfnisse und Interessen zu verfolgen, sondern um "dem Spielziel" zu dienen.

In diesen Fällen war eine lösungsorientierte Moderation der Spielleiter erforderlich. Da jedoch an keiner Stelle das Thema Treibhausgasreduktion eingeführt worden war ließen sich die Diskussionen bzw. Meinungsäußerungen häufig nicht einfangen. Insbesondere bei Immobilienbesitzern oder Mietern mit Garagenstellplatz gab es eigentlich kein Diskussionraum.

In der letzten Fassung des Spiels wurde die Mobilitätspyramide auf das Spielbrett geklebt, um eine Autofahrer gegen Fahrradfahrer Diskussion zu vermeiden.

Aufgrund des doch sehr unterschiedlichen Publikums bei den drei Veranstaltungen lassen sich jedoch nur eingeschränkte Vergleiche ziehen.

Fazit

Das Spiel macht allen, die sich darauf einlassen häufig sehr viel Spaß. Diejenigen, die es wirklich ernsthaft spielen, lernen sehr viel darüber, welche Möglichkeiten aber auch Einschränkungen mit der Verkehrsplanung einher gehen. Es zeigt sich bei vielen aber auch bereits ein sehr hohes Maß an Expertise zum Thema Verkehr. Insbesondere das Thema der "Parkraumbewirtschaftung" war bei allen bekannt.

Sehr schade war es, dass sich nicht die erhofften Teams bilden ließen und es nur zu zeitversetzten Runden kam. Hier hätten sich dann tatsächlich auch Lösungen zu kontroversen Themen ausprobieren lassen können.

Im öffentlichen Raum lässt sich das Spiel daher gut zum Einfangen von Stimmungsbildern, Wünschen und Ideen nutzen. Sowie dazu die Möglichkeiten einer Mobilitätswende darzustellen.

Es wäre wünschenswert das Spiel in einem etwas geschlosseneren Rahmen erneut auszuprobieren und hierbei das Thema der Treibhausgasreduktion mehr in den Vordergrund zu rücken.

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